Droht der gesetzlichen Krankenversicherung bereits erneut eine Unterfinanzierung?

In den letzten Wochen wurde mehrfach darüber berichtet, dass der Chef der Techniker Krankenkasse Jens Bass eine Bürgerversicherung weiter befürwortet. Auch ist er  fest der Meinung, dass die private Krankenversicherung (PKV) für das Alter – gemeint ist der demografische Wandel – nicht gerüstet sei.

Es ist nicht das erste Mal, dass man der PKV nur noch ein kurzes Überleben prognostiziert. Dem zu trotz geht es ihr besser, als in den Jahren davor. Inhalte wurden verbessert, die gebildeten Rücklagen steigen weiter an und bei einigen privaten Krankenversicherern werden sogar weitere Beitragssenkungen stattfinden.

Nachvollziehbar ist die Affinität zur Einführung einer Bürgerversicherung meiner Meinung nach nicht.  Hat sich gemäß jüngsten Berichten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen im zweiten Quartal 2014 auf 620 Millionen Euro (270 Millionen Euro im ersten Quartal) dramatisch ausgedehnt, liegen bei den privaten Krankenversicherern rund 180 Mrd. Euro an Rücklagen. Verzinst, greifbar und bereit, die Beiträge der Versicherten im Alter zu mindern.

Die gesetzliche Krankenversicherung hat weder Rücklagen, noch trägt sie sich seit Entstehen finanziell selbst. Über 1.100 % Beitragsanpassung seit den siebziger Jahren sprechen eine deutliche Sprache – nicht die, die die Bürgerversicherung befürwortet.

Die von ihr gestellten Versorgungsstrukturen (Krankenhäuser, Leistungserbringer) werden in hohen Maße über die Rechnungen der privat Versicherten mitgetragen. Der derzeitige Anteil an der Gesamtfinanzierung der Ärzte durch Privatpatienten liegt heute bei über 30%. Die Tendenz weiter steigend.

Noch sind nicht alle gesetzlichen Kassen im Minus. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen und die Knappschaft haben noch Überschüsse. Es sind die Ersatzkassen, die verstärkt ein Minus aufbauen. So geht der Ersatzkassenverband bereits heute von einer „leichten Unterfinanzierung“ aus, weil die Zuweisungen des Gesundheitsfonds nicht ausreichen.

zurück zum Experten Blog